Eigenständigkeit stellt einen vor Herausforderungen, von denen man vorher nicht gedacht hätte, das sie welche wären. So erging es mir jedenfalls.
Nehmen wir zum Beispiel die erste Benutzung der Waschmaschine.
Es ist zwar super praktisch so ein Teil in der Wohnung zu haben, nur wäre es noch praktischer auch zu wissen wie es funktioniert. Anfangs dachte ich noch, dass das so schwer ja nicht sein könnte, aber da sollte ich mich täuschen. Nachdem man es geschafft hat die Wäsche in den Toploader zu befördern, kommt meines Wissens ja normalerweise sowas wie Waschmittel dazu. Problematischerweise hat diese Waschmaschine aber nur ein Fach für den Weichspüler. Das hält einen waschechten Hausmann natürlich nicht davon ab, einfach weiter zu machen (Man beachte das geniale Wortspiel).
Kurzzeitig habe ich überlegt, das Waschmittel einfach in das Weichspülerfach zu kippen und zu schauen was passiert. Den Gedanken habe ich allerdings recht schnell wieder verworfen, da ich die noch grandiosere Idee hatte, das Waschpulver einfach über die Wäsche zu geben.
Wie sich kurze Zeit später herausstellte, war die Idee dann doch nicht so grandios.
Aber was solls, man kann die gleiche Wäsche ja nochmal waschen und hoffen das die Marienkäferoptik wieder weggeht.
Beim 2.ten Versuch habe ich dann bemerkt, das man das Fach für den Weichspüler abnehmen kann um dort dann das Waschmittel zuzugeben. Ob das richtig ist weiß ich bis heute nicht, aber immerhin sieht es professionell aus.
Kurz vor diesem einprägsamen Ereigniss, war es an der Zeit, das erste mal in der neuen Stadt einkaufen zu gehen. Soetwas gehört nicht gerade zu meinen Hobbies, man könnte fast sagen ich stehe damit auf Kriegsfuß.
Von einem anderen Backpacker hatte ich erfahren, das ganz in der Nähe ein günstiger Supermarkt ist.
Was er mir verschwiegen hatte war, das dieser Supermarkt in etwa die Größe eines Möbelhauses hat.
Trotz dieses Umstandes schnappte ich mir voller Elahn einen der rumfla(c)kenden Einkaufskörbe uns stürzte mich in die Schlacht. Blöderweise hatte ich eigentlich keine Ahnung was ich einkaufen wollte.
Nachdem ich also erstmal 10 Minuten ziellos mit einem leeren Einkaufskorb durch die verschiedensten Gänge gespäht hatte, entschloss ich mich bei den Lebensmitteln Stellung zu beziehen.
Keine 5 Miunten später hatte ich auch schon das Brotregal aufgespürt.
Das Bollwerk war in etwa 2 Meter hoch und 15 Meter Breit. Welcher Mensch braucht solch eine Auswahl an Brot?
Als ich erfolgreich nach dem Zufallsprinzip eines der Brote ausgewählt hatte, nahm ich das Fleischregal ins Visier.
Es war riesig. Also genau richtig für mich.
Die Steaks waren schnell geortet und noch schneller in meinem Korb. Kurze Zeit später hatte ich eine Feindberührung. Ich kam in die Nähe der Gemüseabteilung. Da ich allerdings keine Karnickel in meinem Apartment halten darf, orderte ich den sorfortigen Rückzug an.
20 Minuten später hatte ich dann das nötigste zusammen (Etwa 1 Stunde später merkte ich, dass das nicht stimmte) und rückte zur Kasse vor. Die Frage der netten Kassierein ob ich eine Onecard besäße verneinte ich einfach mal, schließlich hatte ich keinen Plan was das sein könnte.
Wieder zu Hause angekommen, stand ich schließlich vor der größten Herausforderung meines Lebens.
Dem öffnen einer Heinz-Ketchup Flasche.
Der Inhalt schmeckt zwar super, nur ist es nicht so einfach da ran zu kommen. Schritt eins war es, den Deckel abzuschrauben, um diesen Schutzfilm zu entfernen.
Eigentlich dachte ich, das die Sache damit erledigt wäre, nur kam trotz festem pressen nichts raus. Was für Frauen im Kreissaal als selbstverständlich gelten mag, war für mich doch eher verwirrend.
Daraufhin begutachtete ich den Deckel nochmal genauer, um festzustellen, das dieser immer noch verschlossen war. Aber was solls, der Vorteil einer voll ausgestatteten Küche ist ja, das man Messer zur Verfügung hat. Nachdem ich den Deckel allerdings 5 Minuten bearbeitet hatte, fragte ich mich langsam, wie man diese Flasche öffnen soll, ohne die Messerfertigkeiten eines in Berlin-Neukölln aufgewachsenen Jugendlichen zu besitzen. Nach weiteren 3 Minuten und 4 beinahe Amputationen stellte ich dann fest, das der Deckel über einen Schraubverschluss verfügt.
Das war auf jeden Fall das erste letzte Mal.